Krankenversicherung

Viel Reform, wenig Wirkung

veröffentlicht am 15.01.2006

Krankenversicherung

Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hat die großen demografischen Umwälzungen erst noch vor sich. Bereits heute kämpft sie mit zahlreichen Gesundheitsreformen vergeblich dagegen an, dass sich die Schere zwischen stagnierenden Einnahmen und steigenden Kosten immer weiter öffnet.

„Gesundheitsreformgesetze mit dem Ziel, das Ausgabenwachstum der GKV zu senken und so den Beitrag zu stabilisieren, haben eine lange Tradition in Deutschland ”, meint der Gesundheitsökonom Prof. Dr. Dirk Sauerland und stellt fest, dass unter den zahlreichen Gesundheitsreformen der letzten 20 Jahre nur eine einzige – diejenige von 1989 – einen nachweisbaren positiven Effekt gehabt hat. Dies ist jedoch lange her, und auch die letzte Gesundheitsreform von 2004 bleibt den Beweis schuldig, dass sie die GKV dauerhaft auf solide Füße stellen kann.

Dabei sind die Einschnitte erneut gravierend. Auf der Einnahmenseite werden Sie als Versicherte mit der Einführung der Praxisgebühr und höheren Zuzahlungen belastet. Seit 1.7.2005 erhebt die GKV außerdem einen zusätzlichen Beitrag von 0,9%, den Sie als Versicherte allein und zur Finanzierung von Zahnersatz und Krankengeld aufbringen müssen. Gleichzeitig versuchte die Bundesgesundheitsministerin vergeblich, die Kassen zu einer dauerhaften Senkung der Beitragssätze in gleicher Höhe zu zwingen.

Doch auch das „Gesundheitsmodernisierungsgesetz “ von 2004 wird die Probleme der GKV nicht lösen, ist sich Prof. Sauerland sicher.

Er kalkuliert mit einem Anstieg der Beitragssätze in den nächsten 35 Jahren auf rund 26 bis 28,7% (zur Zeit im Schnitt 13,4%), sofern es bis dahin nicht zu weiteren drastischen Einschnitten bei den Leistungen kommt.

Die Antwort der Politik auf diese Misere überzeugt nicht: Sie konzentriert sich auf die Einnahmenseite und glaubt, dass mit einer Verbreiterung der Berechnungsbasis zum Beispiel durch eine Bürgerversicherung die Probleme auf Dauer gelöst werden könnten. Das undurchsichtige Geflecht von Leistungsabrechnungen zwischen Ärzten, Krankenhäusern, Verrechnungsstellen und Krankenkassen traut sich hingegen niemand zu hinterfragen. Wenn das Leitbild unserer Gesellschaft der mündige Bürger sein soll, der eigenverantwortlich sein Leben bestimmt, fragt man sich verwundert, warum Versicherte zum Beispiel nicht wissen dürfen, welche Kosten sie verursachen. Nur eine kleine Betriebskrankenkasse machte jüngst von sich reden, dass sie ihren Versicherten dieses Recht einräumt.

Tipp:
Es gibt eine Möglichkeit, der Politik die rote Karte zu zeigen. Zumindest Besserverdienende über der Jahresarbeitsentgeltgrenze von monatlich 3.937,50 € (2006) sowie die meisten Selbstständigen haben die Wahl. Sie dürfen noch als mündige Bürger entscheiden, ob sie ein wenig zukunftssicheres System wie die GKV unterstützen oder auf die kapital gedeckte Alternative der Privaten Krankenversicherung setzen. Transparenz der abgerechneten Leistungen ist hier Standard.

 

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